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Grenzmuseum Schifflersgrund

Bildurheber: Grenzmuseum

Das Grenzmuseum Schifflersgrund

Wer sich das erste Mal dem Grenzmuseum n�hert, ist etwas verwundert �ber den recht schmalen, beinahe schlanken Grenzbeobachtungsturm, der betongrau �bers Gel�nde in den Himmel ragt. So etwas Monstr�ses wie die innerdeutsche Grenze malt sich im Kopf bedeutend wuchtiger aus, als es in natura dann ist.
Vom Eingang her ins Museumsgel�nde f�hren als Weg gelochte Betonplatten, denen weder Panzerketten noch Zeit etwas Ernsthaftes anzuhaben vermochten � bis heute nicht. Sie sind Relikte der Grenzwege aus der Zeit des geteilten Deutschlands.

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Linkerhand des Parkplatzes, fast nebenbei, beginnt der erhaltene Teil des Grenzzauns, der sich �ber knapp 1,5 km am Fu� eines Hangs entlang erstreckt. Dahinter war �Westdeutschland�. Den meisten war dies Synonym f�r eine Freiheit, die unerreichbar war, und zugleich so nah. Viele haben zu fliehen versucht, vielen von ihnen ist es gelungen. Einigen jedoch nicht.

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Heinz-Josef Gro�e war einer von denen, die dem offiziell nicht existierenden Schie�befehl zum Opfer fielen. Die Stelle, an der er am 29. M�rz 1982 versuchte, mit Hilfe eines Frontladers �ber den Grenzzaun und den H�gel hinauf zu fliehen, ist vom Ausblick des Museums gut zu sehen. Am Stra�enrand gegen�ber, oberhalb des Hangs � erst dort begann �der Westen� - ist ein Denkmal aufgestellt. Hier mussten drei Zollbeamte mit ansehen, wie Gro�e nach 9 Kalaschnikow-Sch�ssen am Hang verblutete: denn dieser war, obwohl jenseits des Grenzzauns gelegen, noch Territorium der DDR.

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Dem Schicksal Heinz-Josef Gro�es ist, stellvertretend f�r andere Opfer der innerdeutschen Grenze, ein Teil der Ausstellung im Museum gewidmet. Weitere Exponate belegen die gleichwohl findigen wie verzweifelten Versuche vieler, mit selbst gebauten Hilfsmitteln die Grenzanlagen zu �berwinden. Doch nicht nur der Grenzzaun mitsamt seinen Selbstschussanlagen, deren originalgetreuer Nachbau ebenfalls zu sehen ist, sollte eine Flucht verhindern. In der Ausstellung findet sich auch der Text des offiziell stets dementierten �Schie�befehls�,
der unter der milit�rischen Bezeichnung Vergatterung (=Verpflichtung) die wachhabenden Grenzsoldaten der DDR darauf verpflichtete, Grenzfl�chtlinge �zu vernichten�.

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�berall auf dem Museumsgel�nde und in den Ausstellungsr�umen finden sich Teile des sog. Grenzsignal- und Inlandszauns aus Streckmetall. Der politische Eiserne Vorhang, dessen Begriff einst von Goebbels gepr�gt sein Vorbild im Theater hatte, erfuhr hier quasi seine Materialisierung. Die �ffnungen des Metallzauns sind so klein, dass kaum ein Finger hindurchpasst und ihre Kanten sind scharf � beides nicht ohne Grund.
Neben den festen Grenzanlagen wie Grenzz�unen, Beobachtungsbunkern und �t�rmen wurden zur Grenzsicherung ebenso diverse Fahrzeuge und Hubschrauber eingesetzt.

Einige davon, z.B. ein sowjetischer LKW Ural mit Radaraufbauten oder ein Hubschrauber vom Typ MI-24 erinnern daran, dass hier nicht nur die innerdeutsche, sondern auch die Grenze des Warschauer Pakts und damit des Einflussbereichs Moskaus verlief. Ein sowjetischer Kampfhubschrauber dieses Typs st�rzte 1983, ein Jahr nach Heinz-Josef Gro�es Tod, unmittelbar vor der Grenzlinie zwischen Hohengandern und Witzenhausen ab. Der Original-Frontlader von Gro�e steht ebenso auf dem Freiluftgel�nde des Museums wie ein Ural und ein MI-24. Alt sind sie und robust � gebaut, um lange durchzuhalten. Sie k�nnten wohl heute noch benutzt werden. Der schlanke Grenzbeobachtungsturm hingegen ist f�r Besucher gesperrt: wegen Einsturzgefahr.

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